Wenn der Druck wieder überhand nimmt



Es gibt so vieles was im Moment in meinem Kopf herum geht. Ich weiß nicht genau wie ich anfangen soll, aber ich versuche es trotzdem.
Ich weiß nicht wann es angefangen hat, dass ich nicht mehr richtig schlafen kann. Ich wache mitten in der Nacht auf und es dauert eine ganze Weile, bis ich wieder einschlafe, wenn ich denn wieder einschlafe. An manchen Tagen gelingt es mir nicht und ich liege wach im Bett, bis ich aufstehen muss. Die Folge: ich bin den ganzen Tag über mehr müde als sonst und kann mich nicht richtig konzentrieren. Während ich wach liege beginne ich darüber nachzudenken, was ich geträumt habe. Ich kann mich an die meisten meiner Träume erinnern und das ist meist nicht unbedingt etwas positives. Diese Träume beherrschen meine Gedanken und ich kann an wirklich nichts anderes mehr denken. Sollte ich mich mal nicht direkt nach dem aufstehen an den Traum erinnern, werden Erinnerungen daran meist durch Songs, einen Geruch oder ein Wort ausgelöst. Das ist noch schlimmer, als sich direkt daran zu erinnern. Ich kann nicht verhindern, dass ich den Traum noch einmal durch lebe. Ich habe begonnen die Träume aufzuschreiben und auszuformulieren um die Erinnerung daran zu verarbeiten. Doch mittlerweile komme ich nicht mehr wirklich hinterher. Die Notizen in meinem Handy sind überlastet mit meinen Träumen. Nur über das aufschreiben schaffe ich es sie irgendwie zu verarbeiten und los zulassen - auch wenn dass nur zu Hälfte klappt. Ich lasse mich oft von ihnen ablenken. Es ist nicht so dass es schlimme Träume sind - von denen ich Angst bekommen würde - es geht viel mehr um die Personen von denen ich träume. Oft kommen Personen drin vor die mich sehr verletzt haben oder von denen ich mir wünschte sie wären bei mir. Ich kann nicht verhindern, dass ich manchmal morgens wach liege und mir wünsche, mein Traum wäre nicht nur ein Traum, sondern Realität. Durch all die Dinge die mir passiert sind, wünsche ich mir nichts mehr, als jemanden an meiner Seite zu haben. Jemanden, der mich all die schlimmen Dinge vergessen lässt. Es mag kindisch klingen aber es ist nichts als die Wahrheit.
Eine weitere Sache die mich beschäftigt ist der Start meiner Ausbildung im August. Ich mache mir viel zu viel Stress und das weiß ich auch. Ich habe Angst, dass es die Falsche Entscheidung war und ich es am Ende bereue. Ich habe Angst, dass mich die Leute da nicht mögen und ich mich dann nicht wohlfühle. Ich hab Angst wieder in die Schule zu gehen und dort zu versagen. Das alles wiegt so schwer, das ich das Gefühl habe daran zu zerbrechen. Ich setzte mich unterdruck, um jeden Preis perfekt sein zu wollen, - obwohl ich weiß, dass ich das nie sein werde. Den Drang nach Perfektion habe ich schon eine ganze Weile. Ich war vielleicht 10, als das angefangen hat und es ist schwer diesen Drang los zu werden. Ich versuche für alle perfekt zu sein, eine perfekte Tochter, eine perfekte beste Freundin, eine perfekte Schülerin und jetzt auch eine perfekte Auszubildende. Ich will niemanden enttäuschen, wirklich niemanden. Das Problem daran ist, dass ich meine Wünsche und Träume meist hinten anstelle und mich entmutigen lasse. Ich vergesse mich selbst dabei und am Ende bin ich  diejenige die verletzt ist. Im vergangenen Jahr gab es so viele Situationen, in denen ich mich selbst hinten angestellt habe und am Ende es so sehr bereut habe. Ich saß in meinem Zimmer und habe stundenlang geweint weil es mir das Herz zerrissen hat. Ich habe in den Momenten alle glücklich gemacht - nur mich selbst nicht.
Ich weiß es gibt niemanden der perfekt ist, jeder hat seine Fehler und das ist auch gut so. Denn wer perfekt ist, ist nicht echt oder? Trotzdem tue ich immer alles, damit ich keinen Enttäusche. Ich hab bis heute nicht damit abgeschlossen, dass einige Menschen aus meinem Leben verschwunden sind, von denen ich dachte sie wären meine Freunde. Ich hab sie enttäuscht und das hat mich mehr geprägt als ich zugeben will. Eigentlich weiß ich, dass ich nichts dafür konnte, dass sie mich im Stich gelassen haben, trotzdem lässt es mich nicht los.
Das ich mich - wie gesagt - deshalb unter Druck stelle ist nichts neues. Ich habe nur noch keinen Weg gefunden, das abzustellen. Während dieser Zeit ziehe ich mich komplett zurück. Ich lasse niemanden mehr an mich heran, setzte ein Fake lächeln auf und versuche alle glauben zu lassen, es ginge mir gut - dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Ich höre außerdem auf zu essen, zumindest vermeide ich es was zu essen, wenn ich nicht unbedingt muss. Ich esse nur noch einen kleinen Jogurt zum Frühstück, zu mittag die kläglichen Reste vom Vortag und abends nur einen kleinen Teller, oft auch gar nichts. Das es nicht gesund ist, weiß ich, dass macht es nicht besser. Aber ich kann einfach nichts essen. Am Anfang habe ich es auf die Hitze geschoben und darauf das mir die Weisheitszähne entfernt wurden. Aber so einfach ist das nicht, denn an den Tagen an denen es nicht so warm ist esse ich kaum etwas. Ich habe einen regelrechten Eckel auf das Essen und vermeide es tunlichst die Küche zu betreten. Ich verliere an Gewicht und werde von anderen unbewusst drauf angesprochen. In diesen Momenten wird mir immer wieder bewusst, dass ich was essen muss aber ich kann einfach nicht.
Ich verbringe also die ganze Zeit in meinem Zimmer und versuche irgendwie klar zu kommen. Doch wie soll ich mit etwas klar kommen, wenn ich nicht einmal genau sagen kann was es überhaupt ist? Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren - das setzt mir unglaublich zu. Ich versuche zu lesen, merke aber schnell, dass meine Gedanken abdriften und ich zu meinem Handy greife. Gar nicht gut... Zu viel Drama und Gerüchte - die meist nicht mal stimmen und viel zu viel Wirbel darum gemacht wird- finden sich in meinem Feed. Auf meiner Instagam-Seite für die Bücher geht es noch, aber auf meiner Fanpage... Gott bewahre das ist an einigen Tagen nicht mehr auszuhalten. Da kommt immer mal wieder der Moment, an dem ich das Handy komplett ausschalten will oder Social Media komplett löschen will - doch ich tue nichts davon... ich lasse natürlich das ganze Drama viel zu sehr an mich heran und steigere mich in etwas rein, dass vollkommen bescheurt ist. Es ist so unwichtig für mich und zieht mich nur runter - ich habe dazu auch einen Beitrag verfasst.
Das ich mich auf nichts konzentrieren kann stresst mich ungemein. Im Moment rereade ich eines meiner Lieblingsbücher. Ich habe aber das Gefühl, dass ich das Buch nicht so liebe wie ich es eigentlich tue, weil ich mich ständig ablenken lasse. Ich vergesse Zitate und bringe Szenen durch einander. Ich komme mir dann wie ein schlechte Mensch vor, weil das Buch nicht die Aufmerksamkeit von mir bekommt, die es eigentlich verdient. Das mag für euch vielleicht total schräg klingen aber so fühle ich mich eben. Ich kann es nicht abstellen, es ist wirklich zum verzweifeln.
Da ist aber noch so viel mehr... Wenn ich zurück denke, gibt es kaum eine Erinnerung an den Ort an dem ich als Baby gewohnt habe. Wieso ich das euch erzähle? Weil ich mich zuhause nicht wohlfühle. Es hat nichts damit zutun, dass mich meine Eltern misshandeln oder ich schlecht behandelt werde. Es hat einen anderen Grund. Ich fühle mich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr zuhause. Ich kann nicht mit meinen Eltern über dinge sprechen die ich liebe, zumindest nicht so wie ich es gern hätte. Sie verurteilen mich nicht - zumindest nicht wenn ich dabei bin - aber ich sehe es in ihren Gesichtern, dass sie es doch irgendwie tun. Ich weiß sie verstehen einiges an dem ganzen Fangirl Dasein nicht und auch nicht warum ich so viel auf Social Media unterwegs bin. Sie verstehen es nicht wirklich, wenn ich sage dass ich nicht in Deutschland bleiben will und schon gar nicht, wenn sie hören was ich für Urlaube nächstes Jahr plane. Sie verstehen mich einfach nicht. Meine Mutter versucht es wenigstens noch. Sie liest die selben Bücher wie ich und schüttelt nicht gleich den Kopf wenn ich mich über etwas aufrege, dass gerade in meinem Buch passiert ist. Sie kann darüber hinweg sehen, sollte ich Shawn doch vor ihr erwähnen, mein Vater dagegen... Ich hab den Draht zu ihm schon vor Jahren verloren. Er kann nichts von all dem wirklich nachvollziehen. Indirekt macht er sich über mich lustig, wenn andere dabei sind. Ich versuche es runter zu spielen aber es bricht mir das Herz. Ich erwähne nichts mehr was mir etwas bedeutet vor ihm aus Angst er würde es auch nur in der Luft zerreißen. Ich darf keinen schlechten Tag haben oder zu gewissen Themen meine Meinung nicht laut aussprechen. Ich hab das Gefühl, in seinen Augen als Tochter vollkommen versagt zu haben. Das schlimme daran ist, dass meine Mutter oder auch andere aus meiner Familie das Gegenteil sagen. Wieso kann er nicht einfach sagen, dass er stolz auf mich ist oder das ich etwas gut gemacht habe, wenn ich dabei bin. Je mehr er nämlich anderen sagt und nicht mir desto weniger kann ich es glauben. Ich entferne mich also jeden Tag ein Stück weiter von den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Deshalb gibt es Tage, an denen ich nur noch weg von zuhause will. Jeder Ort ist in diesem Moment besser, als das Haus in dem ich lebe und aufgewachsen bin. Natürlich hören es meine Eltern - besonders meine Mutter - nicht gerne, wenn ich darüber rede, dass ich in ein paar Jahren - wahrscheinlich vier Jahren - ausziehen will. Es ist einfach unerträglich für mich. Zu viele negative Erfahrungen sind mit dem Ort verbunden in dem ich lebe und ich kann es wirklich nicht erwarten dort raus zu sein. Wo ich am Ende lande ist noch ungewiss. Trotzdem steht fest, je weiter weg ich von diesem Ort komme, desto besser!
Das alles klingt wirklich negativ, dass muss ich zugeben. Es spiegelt in gewisser weise meine Vergangenheit wieder. Es war nicht immer leicht besonders die letzten 5-6 Jahre. Natürlich gab es während dieser Jahre auch schöne Momente, dass will ich nicht bestreiten. Doch es gab auch sehr sehr viele schlimme Momente. Momente in denen ich mir gewünscht hätte, ich wäre nicht alleine gewesen. Momente die ich um jeden Preis vergessen will! Doch das wird nicht passieren, ich kann nur lernen damit zu leben - und irgendwann damit klar zu kommen. Erst im letzten Jahr ist mir klar geworden wie schlimm es wirklich war und ich versuche es aufzuarbeiten. Ich versuche meinen Weg zu finden mit all dem umzugehen. Ich werde nicht sagen was passiert ist, dazu bin ich noch nicht bereit. So viel kann ich sagen, es hat keine sichtbaren Wunden hinterlassen, trotzdem tut es nicht weniger weh oder macht es weniger schlimm.
Ohne die wenigen Freunde die ich habe, wäre es mir nicht möglich das durch zustehen und ich bin unglaublich dankbar für jeden einzelnen von ihnen. ich vermisse sie jeden Tag ein bisschen mehr. Keiner von ihnen wohnt in meiner Nähe - Julia ist am nächsten dran aber das sind auch 3 Stunden mit der Bahn. Das führt mich auch schon zum nächsten Punkt der mir keine Ruhe lässt...
Jedes Wochenende alleine zuhause zu sitzen tut auf Dauer einfach nicht gut. Da hilft kein Buch und keine Serie gegen die Einsamkeit, die ich jedes mal auf neue verspüre. Unter der Woche wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Wochenende, jedoch wenn es so weit ist, wünschte ich mir es wäre schon vorbei. Ich habe hier niemanden, mit dem ich Zeit verbringen kann, niemanden zu dem ich schnell gefahren bin, wenn es mir schlecht geht. Natürlich tut es dann um so mehr weh, wenn ich mitbekomme das andere sich fast jeden Tag mit ihren Freunden treffen.
Oft hab ich schon das Kommentar gehört, ja dann musst du einfach mal raus gehen! Das ist aber für mich nicht so einfach. Ich gehe nun mal nicht gerne feiern - eigentlich mag ich es überhaupt nicht. Dazu kommt noch, dass ich obwohl ich nahe einer Großstadt wohne gefühlt abgeschnitten bin von allem leben. Die Jugendlichen in meinem Alter sind mit mir zur Schule gegangen und ich will mit den meisten aus persönlichen Gründen rein gar nichts zutun haben. Mein wohl größter Gegner ist und bleibt trotzdem ich selbst. Ich bin schüchtern - so schüchtern - dass ich meistens kaum einen vollständigen Satz vor Fremden hervor bekomme. Es ist was anderes, wenn ich auf Konzerten bin, da fällt es mir viel leichter - das liegt daran, dass ich wenigstens eine Gemeinsamkeit mit den Menschen dort habe. Aber auf der Straße halte ich den Kopf gesenkt und spreche kein Wort. Wieder steht mir die Angst im Weg, mich zu blamieren und was andere Leute von mir denken könnten. Ich hasse dieses Gefühl und ich muss mich wirklich zwingen andere Leute anzusprechen.
Trotzdem ist es doch nicht falsch sich zu wünschen es wäre anders oder? Ich kämpfe seit einiger Zeit schon für eine Veränderung in meinem Leben, um nicht mehr dieses schüchterne Mädchen zu sein. Doch die Angst liegt tief in meiner Vergangenheit und es ist nicht so einfach den wahren Grund dafür zu finden. Natürlich sehe ich hin und wieder kleine Fortschritte, doch sie werden immer wieder zu nichte gemacht und ich muss von vorne beginnen.

Gibt es wirklich nichts das mir helfen kann? Die Antwort ist weder ja noch nein. Ich habe ein paar Dinge gefunden, die mir bis zu einem gewissen Grad helfen. Ich habe eine Playlist auf meinem Handy, die ich immer dann anhöre, wenn ich wieder in diese Phase verfalle. Leider regt die Musik auch meine Gedanken an. Manchmal ist es gut aber an vielen Tagen eben auch nicht. Da kann selbst mein Lieblingssong nicht mehr helfen.
Ich versuche dann zu schreiben. Wie ich oben schon erwähnt habe, verarbeite ich manche Dinge durch das Schreiben. Oft ist es aber schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich starre dann mein Notizbuch oder meinen Laptop an ohne zu wissen wie ich beginnen soll. Selbst wenn ich es geschafft habe einen einstieg zu finden bin ich mehr damit beschäftigt alles zu überdenken . "Kann ich das wirklich so schreiben?" der Satz der wohl während des Schreibens zu 95% in meinem Kopf herum spuckt. Es ist echt nicht zum aushalten - wieder mal der Drang alles perfekt zu machen. Viele der Texte werden genau aus diesem Grund nicht fertig geschrieben. Zu groß ist wieder mal die Angst, es könnte anderen nicht gefallen und ganz besonders mir selbst könnte es nicht gefallen. 
Meine letzte Möglichkeit ist meinen Freunden zu schreiben. Jedoch bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich immer und immer wieder über dasselbe bei ihnen ausheule. Ich hab dann das Gefühl sie zu nerven - obwohl diese Angst zu 100% unbegründet ist, das haben sie mir schon hunderte male gesagt. Trotzdem überdenke ich meine Entscheidung ihnen zu schreiben mehrmals - was mehr als schade ist, ich sollte darüber nicht nachdenken müssen...

Es hat mich viel Überwindung gekostet über das alles zu sprechen. Aber mir war eins klar: ich kann es nicht immer nur runterschlucken und hoffen, dass es sich von alleine in Luft auflöst. Das ist unmöglich. Ich weiß, ich habe noch einen langen Weg vor mir, um all das zu bewältigen und vielleicht auch hinter mir zu lassen. Jeder Schritt ist es wert, egal wie schwer er ist. Ich habe vielleicht zu lange geschwiegen und hätte schon früher damit beginnen sollen, über die Dinge zu sprechen, die mich beschäftigen. Doch ich konnte es nicht. Dafür tue ich es jetzt. Es war noch nie leicht für mich über all das zu sprechen, ohne zu weinen. Es wird auch niemals normal für mich sein oder selbstverständlich, dass mir jemand zu hört. Ich wünschte ich könnte den Menschen denen es ähnlich geht wie mir sagen, dass es leicht war sich einzugestehen, was los ist. Doch es wird nie leicht sein, niemals. Ich werde nicht aufgeben, niemals. Ich hoffe ihr tut es auch nicht!

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