Das Gefühl von Freiheit

 




Jeder von uns definiert Freiheit anders. In unserem Grundgesetzt sind viele verschiedene Arten von Freiheit aufgezählt und verankert. Doch darum geht es mir heute nicht. Um euch in irgendeiner Weise zu zeigen was ich damit verbinde gehe ich ein ganz schönes Stück zurück. Ich glaube ich war 6 Jahre alt, als ich zum ersten Mal an diesen besagten Ort kam. Damals wusste ich nicht zu schätzen was ich einmal haben würde. Ich habe mich oft aufgeregt und wollte nie wieder dorthin. Doch als ich älter wurde, ist mir klar geworden, dass ich diesen Ort brauche. Mehr als alles andere. Mein eigenes zuhause ist zu einem Ort geworden, an dem ich nicht sein wollte. Meine Heimatstadt war ein Gefängnis, eines aus dem ich nur noch entkommen wollte. Und da war dieser eine Ort, zwar weit weg, aber existiere und ich wusste zu einer ganz bestimmten Zeit im jähr würde ich eine Weile dort verbringen. Während ich dort war, konnte ich wieder atmen. Es war als würde ich das ganze Jahr über den Atem anhalten, bis ich zurück sein würde. Erst dort konnte ich loslassen und zum ersten Mal frei. Egal was ich dort erlebt hatte, dieses Gefühl war so viel stärker. Um welchen Ort es sich handelt? Es ist ein kleiner Bauernhof in der Nähe von Schladming unweit des steirischen Bodensees. 

Ich kann nicht in Worte fassen, wie überwältigend die Gefühle letzte Woche waren. Schon in dem Moment in dem wir über die Grenze gefahren sind ist eine Last von mir abgefallen. Da war diese Unbeschwertheit, die alles weggewischt hat, alle Ängste und Probleme die sich in Deutschland in mir verbissen hatten waren einfach weg. Da war dieses Lächeln, das einfach nicht weg gehen wollte. Kein falsches Lächeln, dass ich so oft benutze, nein es war echt. Als ich dort oben aus dem Auto gestiegen bin war es pures gluck. Der gewohnte Ausblick auf die Berge, das Wasserrauschen, die Lauf enten die immer und überall herumrennen und die Katzen die sofort auf mich zu rennen. In diesem Moment wusste ich einfach, nichts könnte mir etwas anhaben. Ja ich hatte Angst, denn immerhin war jemand dabei, der mich verletzten kann und es schon so oft getan hat. Ich bin in ihrer Nähe vorsichtig und passe ganz genau auf, was ich sage. Das hat dem ganzen keinen Dämpfer verpasst. Denn ich brauchte diese Zeit mehr als alles andere. Ich habe die Augen geschlossen und erstmal tief Luft geholt. Es hat sich unglaublich leicht angefühlt, so als würde ich fliegen. Etwas das ich hier nicht gewohnt bin. Wer meine Storys mit verfolgt hat, dürfte gemerkt haben, dass ich mich dort anders gezeigt habe. Es hat mir in diesem Moment nichts ausgemacht mich so zu zeigen. Ich wollte, dass ihr mich so seht wie ich gerne sein würde. Denn das kann ich euch sagen. Dort oben war ich nichts anderes als ich selbst. Ich stand vor dem Spiegel und konnte die Frau darin sehen, die aus mir werden sollte und noch so vieles mehr. Das erste was mir durch den Kopf geschossen ist << So muss sich Allie Haper gefühlt haben, als sie in Woodshill richtig angekommen ist >> Ja ich verbinde diesen Ort auch mit Allie und Kaden, also Begin Again. Dazu sollte ich wohl erwähnen, dass ich 2017 meinem letzten Aufenthalt das Buch zwei Wochen am Stück immer und immer wieder begonnen habe. Damals sind ein paar schlimme Dinge passiert und das Buch war mein Halt. Mein Rückzugsort. Damals ist mir klar geworden, dass ich genauso wie Allie einen Neuanfang brauche, egal wie er aussehen mag. Durch sie wusste ich, ich kann es auch schaffen. Ich muss nur einen Schritt machen...

Drei Jahre später habe ich ihn getan und es war, als würde Allie neben mir stehen zusammen mit Kaden und mir sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die beiden an meiner Seite sind um auf mich aufzupassen und mit mir diesen Weg zu gehen. Ich habe mich dabei ein bisschen selbst erschreckt, denn ich hatte nicht damit gerechnet, wie überwältigend es seinen kann, diese Veränderung zu sehen. Aber sie ist so verdammt wichtig für mich. Ich rede ständig davon, doch zuhause war sie niemals so sichtbar wie in der einen Woche in Österreich. Es war, als wäre ich in eine andere Welt eingetaucht, einer in der mein Leben so verläuft, wie ich es mir vorstelle. Kein Traum, sondern Realität. Ich habe jeden noch so kleinen Moment aufgesogen und meinen Erinnerungen gespeichert. Ich kann sie jetzt vor mir sehen, wie ich auf dem Hof stehe und den Sonnenuntergang beobachte. Ich liebe diesen Anblick, wie die Himmel in verschiedenen Farben leuchtet und die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet. Ich wünschte ihr könntet es auch sehen. Wie die Strahlen über den Boden wandern und am Ende die Berge zum Leuchten bringen. Einfach atemberaubend schön. Ich habe viel Zeit am Hof draußen verbracht, um die Stille zu genießen und zu meiner inneren Ruhe zu finden. Ein kleiner Bonus waren natürlich die kleine Katze Stubsi. Sie hat mir ihr vertrauen und ihre Liebe ganz bedienungslos geschenkt und mir fehlt es, wie sie sich im Gegensatz zu meinen eigenen Katzen auf meinem Schoss ein gekringelt hat. Dabei habe ich einfach nur den Ausblick auf das Tal und das kleine Fell käut genossen. 

Bei den Wanderungen wurde das Gefühl noch verstärkt. Es war, als wäre eine Sperre in meinem Kopf gelöst worden. Eine die verhindert hat, dass ich über einige Themen nachdenke. Doch dort war es so einfach. Ich bin so vielen Dingen auf den Grund gegangen. In Gedanken habe ich hin und her überlegt und dabei einen quälenden Schritt vor den anderen gemacht. Und ja es ist echt quälend bei 27 Grad einen Berg zu erklimmen. Wirklich anstrengend aber auch so verdammt gut. Die Aussicht und alles um einen herum. Das erste Wort, was mir dazu einfällt: einfach nur perfekt! Und das war es nicht weniger, wenn ich über mein Leben, meine Ängste, mein Schreibprojekt oder meinen Bookstagram Account nachgedacht habe. Dazwischen sind mir auch einige Gespräche von Allie und Kaden durch den Kopf gegangen. Kaden hätte sich allein schon über den Inhalt meines Rucksacks beschwert oder überhaupt über die Tatsache, dass ich einen dabei hatte! Ich musste ständig an seine Worte denken << weniger reden mehr laufen >> fragt mich bitte nicht warum, aber es kam mir so oft in den Sinn, obwohl ich eher in Gedanken endlose Gespräche geführt habe. Ich liebe das Wandern über alles. Früher war es wirklich nur quälend, aber heute… heute ist es so viel mehr. Ich kann komplett abschalten, meine Gedanken sortieren und dabei bekomme ich etwas zu sehen, dass mir das ganze restliche jähr über vergärt bleibt. Eine einfach malerische Landschaft - wenn sie nicht gerade im Nebel liegt! Wenn ich eines in den Bergen gelernt habe, dann mich meinen Ängsten zu stellen und mir selbst zu vertrauen. Denn es ist wahr, dieser Urlaub hat mir Angst gemacht. Ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffen könnte, Angst davor, dass es mir nicht den gewünschten Frieden geben würde und Angst davor meine Freiheit zu verlieren. Doch nichts dergleichen ist passiert. Ich habe mich all dem gestellt und ich habe gewonnen. Noch so viel mehr als das. Alles vor dem ich mich anfangs gefürchtet habe, war nicht mehr als ein böser Traum, der in meinem Kopf entstanden ist. Doch er wurde ausgelöscht, in dem Moment in dem ich gemerkt habe, dass dort nichts ist, dass mir Angst machen muss. Ich kann das schaffen und so war es auch. Natürlich war es nicht leicht, mit der Person die mich jahrelang verletzt hat Zeit verbinden und reden zu müssen, aber ich habe es gut gemeistert. Ich habe den Moment zu meinen Bedingungen genutzt und nur das getan, bei dem ich mich wirklich wohl gefühlt habe. Ich habe den Kopf hochgehalten und mich nicht in eine Ecke drängen lassen. Nicht so wie früher, nicht wie das kleine Mädchen von früher. In manchen Momenten war es, als würde Allie neben mir stehen und mir ihre Hand auf die Schulter legen, um mich daran zu erinnern, nicht zu vergessen zu wem ich geworden bin. Und ich habe es nicht vergessen, im Gegenteil. Jede Minute hat mir nur noch deutlicher gezeigt wer ich bin. Ich habe mein fehlendes Selbstvertrauen in jeder Wanderung wiedergefunden, in jedem Bild, auf dem mein Lachen echt war und den Momenten in dem ich vor dem Spiegel stand und kein Zweifel mir ins Gesicht geschrieben stand. Und genau das ist es glaube ich, was für mich pure Freiheit bedeutet. Zu sein wer man wirklich ist und keine Sekunde daran zweifelt. Sich nicht mehr verstecken muss, weil es nichts gibt das einem Angst macht. Die Lunge sich mit Luft füllt und es sich nicht anfühlt als würden kleine Splitter von innen gegen den Brustkorb schneiden, die das Atmen unmöglich machen. Einfach loslassen und sehen was passiert. Ich habe in den Tag hineingelebt, mich treiben lassen und nicht nach gedacht über was wäre, wenn. Keine Gedanken, die einen noch so wunderschönen Moment kaputt denken konnten. Kein fieser Zweifel, der alles in den Schatten gestellt hat. Da war nichts. 

Wenn ich jetzt die Augen schließe, sitze ich wieder in der Sonne auf einem Stuhl hinter der Grillhütte. Direkt am rauschenden Wasser, ein Buch auf den Knien, eine kleine Katze im Gras und die Berge mir gegenüber. Ich spüre die Wärme auf meinem Körper und die Gelassenheit die durch meine Adern fließt. Ich spüre die kalte des Seewassers in dem ich schwimmen war und der mir wieder einmal gezeigt hat, warum ich es so sehr liebe in Bergseen schwimmen zu gehen. Oh ja ich kann Kaden so sehr verstehen, diese Seen sind einfach der Hammer - auch wenn sie wirklich verdammt kalt sind und ich das Gefühl habe jede Sekunde zu sterben! Ich höre mein Lachen und nehme es mit jeder Faser meines Körpers auf wie pures Glück. Wenn es eines gibt, dass ich wirklich um nichts in der Welt verlieren will, dann dieses Gefühl. Es gibt keine wirklichen Worte um alles zu beschreiben, aber ich brauche sie auch nicht. Wie gesagt ich muss nur die Augen schließen und bin zurück. Ich würde das Gefühl am liebsten einfangen und festhalten, damit ich mich jeden Tag daran erinnern kann. 

Nicht nur der Ort, sondern auch die Person die ich dort war will ich festhalten. Selbstbewusst, selbstbestimmt, frei und glücklich - vor noch nicht allzu langer Zeit unvorstellbar, doch dort mehr als nur Wirklichkeit. Das treibt mir selbst jetzt noch ein Lächeln aufs Gesicht. Weil es so einfach erscheint. Wie kann es sein, dass ich nur aus Deutschland raus muss um zu finden, was ich mir tief im inneren wünsche? Es hat nicht nur etwas mit der Tatsache zu tun, dass ich im Urlaub war. Nein es war so viel mehr. Ich glaube nämlich das auch hier der springende Punkt in dem Buch von Mona Kasten liegt. Ich fühle mich dort Kaden und Allie näher als irgendwo sonst. Nicht nur weil ich ihre Geschichte dort so oft gelesen habe und mir so oft gewünscht habe, ich hätte jemanden wie Kaden an meiner Seite - dann wäre vor drei Jahren der Urlaub auch ganz anders verlaufen - nein sondern weil ich mir nie mehr etwas mehr gewünscht habe, als ganz neu beginnen zu können. Allie hat mir gezeigt, wie ein Leben aussehen kann weit weg von allem alten. Sie überwindet ihre Vergangenheit und schafft es für sich ein Leben nach ihren Bedingungen und wünschen zu leben. Ja sie mag nur eine Protagonistin in einem Buch sein, doch für mich ist sie eine Inspiration. Not broken just bent ein Zitat, das mir bis heute unter die Haut geht - und bald wohl dort verewigt wird um mich für immer daran zu erinnern! 

Ich fange wirklich jedes Mal an zu heulen, wenn ich es im Buch lese, den es beschreibt nicht nur die beiden, sondern auch mich. Ich kann alles reparieren oder zurechtbiegen, ich bin nicht so kaputt, dass man es nicht wieder reparieren kann. Ich habe in Österreich vor langer Zeit den Ort gefunden der mich immer und immer wieder repariert. An dem ich keine Angst haben muss und ich immer wieder zu mir selbst finde. Ich schöpfe dort neue Kraft für alles was noch kommt. Es lässt mich die Person sehen, die in mir steckt und die so dringend an die Oberfläche gehört. Ich muss ihr nur die Chance geben sich vollkommen zu zeigen. Und das werde ich hiermit tun. Ich lasse sie frei und schaue was passiert. Zu lange war sie in einem Käfig gefangen, wo sie doch in die Freiheit gehört. Als ich am letzten tag in den Spiegel gesehen habe, hatte ich Angst ich könnte das alles verlieren. Doch das ist vollkommener Quatsch. Wisst ihr was ich gesehen habe? Eine junge Frau die trotz allem was sie durch gemacht hat immer noch lächeln konnte. Die nach allen Tränen die Sonne wieder in ihr Herz gelassen hat und nicht aufgegeben hat. Die alles für ein neues Leben getan hat und jetzt bereit dazu ist. Sie kann die Geschichte selbst in die Hand nehmen und anfangen ihre Träume verwirklichen. Im Hintergrund konnte ich Allie und Kaden sehen. Beide - auch wenn das bei Kaden etwas ungewöhnlich ist - mit einem Lächeln im Gesicht. Ich weiß, die beiden werden mich im Herzen immer begleiten und ein Teil meiner Geschichte bleiben. Wenn ich falle, fangen sie mich mit so vielen anderen meiner Herzensprotagonisten auf und helfen mir weiter zu machen. Und egal wie oft ich an diesen Ort zurückkehre, sie werde immer dort sein. Verbunden mit dem Ort der mir alles geschenkt hat. Die schönsten wie auch die schlimmsten Stunden. Doch am meisten hat mir der Ort gezeigt, wer ich bin und dass ich niemals aufhören darauf zu vertrauen zu was ich in der Lage bin. Ich kann alles schaffen meine Träume verwirklichen, glücklich sein und ganz besonders mir meine Freiheit zurück zu holen. Sie ist das Wichtigste, was ich zum Leben brauche. Das Gefühl Luft zu bekommen, inneren Frieden zu finden und einfach los zu lassen.

Kommentare

  1. Ich bin so stolz auf dich! Ich habe mich so gefreut aber es hat mich auch sehr berührt. Ich hoffe du kannst ganz ganz viel davon in den Alltag und nach Deutschland mitnehmen. Ich freu mich so sehr, dass du dich, deine Persönlichkeit und deine Stärke erkannt und gefunden hast. Ich bin so stolz, dass du dich deinen Ängsten nicht nur gestellt, sondern ihnen auch die Stirn geboten hast. Es gibt nichts größeres als man selbst sein zu können. Ich hab dich lieb!

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